"Was 1900 so alles los war!"
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Das 20. Jahrhundert stellt sich vor Paris, Samstag, 14. April 1900
Weltausstellungen ziehen Bilanz zum Stand der Technik, erlauben aber auch einen Blick in die Zukunft. Mit überdimensionalem Aufwand wird in der französischen Hauptstadt der Beginn des neuen Jahrhunderts gefeiert.
Der französische Staatspräsident Emile Loubet und Handelsminister Alexandre Millerand eröffnen in Gegenwart von Politikern, Technikern und Wissenschaftlern aus vielen Ländern die erste Weltausstellung des 20. Jahrhunderts.
Auf die bis zum 12. November andauernde Leistungsschau, die alle Gebiete der Technik, Wissenschaft, Landwirtschaft, der Kunst und des Kunstgewerbes darstellt, strömen mehr als 47 Mio. Besucher. Selbst die Weltausstellung von Sevilla 1992 blieb mit 42 Mio. Besuchern unter dieser Marke. Auffällig ist der zur Schau gestellte Reichtum. Auf dem Gelände, das u.a. einen »Elektrizitätspalast« mit künstlichem Wasserfall und die »Maschinengalerie« beherbergt, sei »vereinigt, was zum Schmuck des Lebens beiträgt«, schreibt ein zeitgenössischer Beobachter.
Schon am ersten Tag der Weltausstellung wird deutlich, dass die traditionellen Industrieländer nicht länger unter sich bleiben. Nationen wie Russland, Japan, die Balkanstaaten sowie einzelne lateinamerikanische Länder machen durch die Qualität ihrer Metall-, Holz- und Textilindustrie auf sich aufmerksam. Die Märkte dieser als wenig entwickelt geltenden Staaten, die derzeit noch der belgischen, britischen, deutschen oder französischen Industrie offen stehen, werden sich nach einer oft geäußerten Vermutung bald den Industriestaaten verschließen. Bald wird die heimische Industrie der aufstrebenden Nationen den eigenen Markt mit allem versehen, was sie gegenwärtig noch dem Ausland abkaufen müssen. Die Ausstellung macht ferner deutlich, dass viele Länder, die heute noch ihre Rohstoffe gegen die Gewerbeerzeugnisse der Industrienationen austauschen, bald selbst im Stande sein werden, eigene Exportindustrien aufzubauen.
Als heimlicher Clou der Schau gelten die rollenden Bürgersteige aus Holz, auf denen die Besucher stehend transportiert werden. Anlässlich der Weltausstellung wird am 19. Juli auch der erste, 10,6 km lange Abschnitt der Pariser Metro feierlich in Betrieb genommen.
Schaufenster Paris
Auf der Weltausstellung präsentieren sich die einzelnen Staaten in landestypisch gestalteten Pavillons. Jedes Land ist bestrebt, einen eigenständigen und zugleich zeitgemäß-ästhetischen Stil zu repräsentieren.
Deutsches Reich: Das Deutsche Haus, das vor allem gediegene Gemütlichkeit ausstrahlt, gehört zu den Glanzpunkten der Ausstellung. Die deutsche Stahl-, Eisen-, Leder-, Baumwoll- und Wollindustrie zählt zur internationalen Spitze. Auf den Gebieten der elektrischen Industrie und der chemischen Großgewerbe wird die Überlegenheit der Deutschen allgemein anerkannt.
Frankreich: Das Gastgeberland präsentiert sich zusammen mit dem Deutschen Reich als bedeutendste Industrienation. Neben volkswirtschaftlichen Einrichtungen wie der Ausstellung für Gartenbau und Obstzucht legen die Franzosen einen besonderen Akzent auf Kunst und Kulturvermittlung. Am rechten und am linken Seineufer sind im Stil der Spätrenaissance zwei bleibende Kunstpaläste errichtet worden.
Österreich: Vor allem das moderne österreichische Kunstgewerbe und die Architektur ziehen das Interesse der Besucher auf sich. Wien ist das europäische Zentrum des Jugendstils sowie funktionalistischer und sachlicher Reformbestrebungen in der Baukunst.
Schweiz: Eines der originellsten Bauensembles auf der Weltausstellung ist das Schweizerdorf in der Avenue de Suffren. Hier versteht es die Alpenrepublik, sich als Touristenattraktion darzustellen. Bevölkert wird das Dorf u.a. von Alphornbläsern und Sennerinnen.